Wie schwer ist es, ein Fußballspiel zu entwickeln? Ein Feld, 2 Tore, 22 Spieler, ein Ball, fertig. Trotzdem ist es erstaunlich was für enorme qualitative Unterschiede unter den hunderten – wenn nicht gar tausenden Fußballspielen zu finden sind. Manche sind genial, andere schlecht und dann gibt es Prosoccer 2190.
Ende der 80er und Anfang der 90er waren futuristische Versionen konventioneller Sportspiele angesagt: Speedball, Super Baseball 2020, Cyberball, Future Basketball oder eben dieses Gekicke das augenscheinlich im Jahr 2190 spielt. 1990 erschienen dachte man sich also, das 200 Jahre später Fußball so aussehen wird. Ich hoffe das wird nie so kommen.
Konfus ist schon erstmal der Start, hat man die Diskette dem Amiga ins Laufwerk geschoben, kommt das Titelbild mit fiesem Sound und man drückt die Taste am Joystick. Konfus geht es weiter, man landet nämlich direkt am ersten Spieltag der Liga, klickt man auf Game On werden die Ergebnisse durchgegeben. Da ich keine Anleitung habe, hat es erstmal etwas gedauert, bis ich bemerkte, dass man durch das herunterdrücken des Sticks zum Optionsmenü kommt. Dort kann man Spieler editieren und Spielstände speichern und laden, sehr versteckt gibt es hier auch die Möglichkeit seine Mannschaft zu wählen, als Spieler oder Manager. Wer so konfuse Menüs designed und hofft, dass jemand sie versteht, sollte seinen Job wechseln. Das ist konfuser als das dämliche Icon Menü von US Golds World Cup USA ’94. Wie sich nun die Mannschaften in Stärke und sonstige Fähigkeiten unterscheiden, lässt sich nur schwer erahnen. Insgesamt gibt es 16, alle benannt nach irgendwelchen Städten von München bis Los Angeles. Ich nehme München und mache mich auf zum ersten Spiel gegen Athen.
Die Spieler, ob das nun Menschen, Androiden oder sonst was sind, stürmen auf das Feld. Augenscheinlich eine Halle. Das Spielfeld ist mit Strichen alle 10 Meter/Yards/Wasweißich abgesteckt, wie beim American Football, von dieser Sportart übernahm man auch die 4 Viertel und die Time Outs. Die Linien haben keine Bedeutung und da man das Spielfeld von der Seite sieht, die Linien allerdings gerade und nicht perspektivisch korrekt sind, wirkt das schon mal blöd.
Los geht es und ich starre ungläubig zum Amiga. Sieht die Halle schlecht aus, ist das, was sich da nun zeigt schon mehr als nur ein schlechter Witz. Völlig konfus rennen die Spieler hin und her, alles ruckelt, es macht keinen Sinn, es lässt sich nicht spielen und wie bei einem Cartoon wo auf Stockfootage zurückgegriffen wird, sieht man immer wieder die gleichen Spielabläufe, vornehmlich, das der Ball quer an die seitliche Wand gekickt wird, von dort zu einem Spieler prallt, der das wiederholt und wiederholt und wiederholt. Das Spielfeld bietet grafisch gar nichts und wären da nicht die Linien hätte man das Gefühl es hätte kein Ende, wie bei diesen japanischen Fußballserien wo die Fußballfelder schon mal mehrere Kilometer lang scheinen. Irgendwann steht man doch vor dem Tor und drückt wieder die Taste, der Ball macht was er will, manchmal kullert er nach vorne, manchmal fliegt er im hohen Bogen zur Seite weg, manchmal gelingt sogar ein richtiger Torschuss. Ganz so als wäre hier ein Zufallsgenerator am Werk.
Genauso zufällig fallen die Tore, wobei man von Tor nicht sprechen kann, denn auch wenn dort eindeutig sowas in die Hallenwand integriert ist, prallt der Ball auch davon ab. Dann dauert es 1-2 Sekunden und während sich die Spieler schon wieder um den Ball streiten, wird verkündet dass da vorhin mal ein Tor erzielt wurde. Sofort folgt die nicht abbrechbare Wiederholung des ruckeligen Grauens, ehe selbiges mit einem Anstoß weiter geht.
Und tatsächlich gibt es spielerisch mehr nicht zu sagen. Tacklings gibt es nicht, Regeln gibt es nicht, Spielaufbau gibt es nicht und das man Position der Spieler und eine Taktik während der Time Out und der Pausen vorgeben darf, wirkt schon fast wie blanker Hohn, denn Auswirkungen hat das natürlich nicht.
Als Manager oder Coach sieht man sich das Spiel dagegen nur an, drückt man die Taste, kommt man zur Time Out, mehr gibt es nicht zu tun. Am Ende jeder Saison (Die Liga ist in 2 Gruppen unterteilt, man spielt 2x gegen jede Mannschaft aus der eigenen und nur einmal gegen jedes Team aus der anderen Gruppe) darf man dann Spieler abgeben und verpflichten. Wow!
Das Spiel grafisch als Murks zu bezeichnen, wird dem Spiel nicht gerecht. Die Grafik ist unterirdisch, dafür würde sich sogar ein C64 in Grund und Boden schämen. Spielfeld und Stadion sind in Blau, Braun und weiß gehalten, das starre Publikum sieht man nur in Tornähe und die Spieler sind pixelige Elendshäufchen die nie richtig zu laufen gelernt haben.
Die Musik dudelt nervig vor sich hin und die Soundeffekte sind schrecklich. Ob das nun getrappel der Spieler ist oder der Ball. Wenn dieser an der Hallenwand anschlägt, klingt das, als würde jemand gegen einen Müllcontainer treten.
Wer also sich und seinem Amiga mal so etwas richtig Böses antun will und die Chips quälen, sollte sich Prosoccer 2190 antun. Ein schlechteres Fußballspiel ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen.
Publisher: Vulture Publishing
Developer: Vulture Publishing
Erscheinungsjahr: 1990
Erschienen für: Amiga
Anzahl Spieler: 1-16 (2 simultan)
Schwierigkeitsgrad: Mittel
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